Vereinsgeschichte

 

Gleitschirmfreunde Taunusstein 1995 e.V.
Die Geschichte der Taunussteiner Gleitschirmfreunde beginnt eigentlich schon lange vor der Vereinsgründung. Der heutige Ehrenvorsitzende Kurt Wilhelmi war es, der einige wenige mutige Taunussteiner 1991 von der Faszination des „Fliegens wie ein Vogel“ überzeugte und sie zum „Schnuppern“ mit in die Alpen nahm. War das aufregend! Den Neulingen damals ging es dabei nicht anders als den vielen Anfängern heute: Einmal für einige Millisekunden in der Luft und schon hatte man sich den „Bazillus“ eingefangen.Schnell wurden die erforderlichen Fluglizenzen erworben und schon ging es los.Das neue Hobby sprach sich in Taunusstein herum und immer neue Interessenten wollten dabei sein. Da es sich in einer Gemeinschaft besser lernen und feiern lässt, waren auch die „Urflieger“ bei jedem neuen Kurs dabei. Das ging wohl etwas zu Lasten der eigenen Verbesserung und verzögerte die persönliche Entwicklung, aber an den Spaß, den alle Beteiligten in dieser Zeit hatten, erinnert man sich heute noch gerne. Stundenlange Videoaufzeichnungen und unzählige Bilder zeugen aus dieser Zeit. Leider sind viele der damaligen Gleitschirmpiloten dem Hobby nicht treu geblieben – für den ein oder anderen sicher eine kluge Entscheidung -, die Erinnerungen an viele schöne gemeinsame Stunden bleiben jedoch. 

Schon Anfang der neunziger Jahre dachte die Gruppe sehr international (das Wort „Globalisierung“ stammt wahrscheinlich von uns): Die Fluglizenzen waren vorhanden, die Erfahrungen sollten im Ausland gesammelt werden.·

 

Für den ersten organisierten Auslandsaufenthalt – wir hatten uns Spanien ausgesucht – konnte das Deutsche Sportfernsehen (DSF) als Kooperationspartner gewonnen werden (ok, ein bisschen Zufall war vielleicht auch dabei…). Ein· österreichischer Fluglehrer (mindestens zigfacher österreichischer Meister) erwartete uns und stellte sehr schnell fest, dass die Flugerfahrung aller Piloten noch nicht voll ausgeprägt war. Immerhin waren wir körperlich so fit, dass einige Piloten auch einen gesamten Übungsberg hinab laufen konnten – ohne abzuheben. Das wirkte zwar auf den später im DSF ausgestrahlten Bildern spaßig, machte aber Insidern deutlich, dass dies nur mit austrainierten Piloten möglich war.

 

Spätestens der erste Starkwindstart vorwärts (Rückwärtsstart war keinem von uns ein direkter Begriff) und die damit verbundenen „Rückwärts-Über-Den-Acker-Ziehen“ Übungen machten uns klar, dass wir noch über sehr viel Lernpotenzial verfügten. Aber es gab – neben der Gaudi, die wir jeden Abend miteinander hatten – auch Highlights: So gelang jedem Teilnehmer der erste längere Soaring-Flug direkt an der Küste mit Blick- und Rufkontakt zu den mitgereisten Familienmitgliedern.

 

Übrigens: Unmittelbar nach der Rückkehr aus Spanien haben wir für uns einen Lehrplan erarbeitet. Er beinhaltete nur ein Thema. Rückwärtsstart, Rückwärtsstart, Rückwärtsstart. Wochenlang, tagelang, stundenlang. Die Wiese vor, zurück, quer und längs. Eindrehen, Ausdrehen, Eindrehen, Ausdrehen.

 

Die damaligen Mitstreiter haben sich danach auf jeden Fall keine Gedanken über einen Rückwärtsstart gemacht und wenden ihn seit dieser Zeit bei jeder Gelegenheit und jedem Startplatz erfolgreich an.

 

Sehr früh erachteten wir es auch ein Sicherheitstraining als wichtig, um den Schirm besser verstehen zu lernen und das Handling so zu entwickeln, damit der Schirm auf den Piloten hört und nicht umgekehrt.

 

Obwohl wir in Absprache mit der Flugschule bewusst ein „abgespecktes“ Sicherheitstraining wählten (ohne Fullstall und Negativdrehungen), da sich viele Teilnehmer mehr oder weniger noch im Anfängerstadium befanden, waren diese drei Tage am Achensee sehr wertvoll: Die Einen lernten viel dazu, die Anderen stellten fest, dass es doch nicht das richtige Hobby ist.

 

Zur Gründung des Vereins im Jahre 1995 führte eigentlich die Erkenntnis, dass man ausschließlich als Verein in der Lage war, eigenes Gelände zum Windenschlepp zulassen zu können. Das Zulassungsverfahren für das Windenschlepp-Gelände in Strinz Trinitatis (O/W) dauerte z. B. gut 4 Jahre. Nur dem hartnäckigen „Dranbleiben“ des damaligen Vorsitzenden ist es zu verdanken, dass wir die Genehmigung und die Zulassung erhielten. Sicher ist die Frage berechtigt, ob sich so ein Aufwand für ein Gelände lohnt, auf dem man nur bei ganz bestimmten Voraussetzungen Windenschlepps durchführen kann. Wenn man dann aber einmal einen traumhaften Samstag erwischt, an dem von morgens bis abends geflogen werden kann, freut man sich doch über die damalige Entscheidung.

 

Wesentlich einfacher und schneller ging es mit der Zulassung des Übungsgeländes in Niederlibbach. Das Gelände wurde zwar hier und da schon zu Aufziehübungen genutzt. Ein Fliegen war aber durch eine Starkstromleitung im Landebereich nicht möglich. „Über Nacht“ quasi wurde diese Leitung in den Boden verlegt und nur wenigen unbeugsamen Mitgliedern des Vereins – die bei Wind und Wetter auf der Suche nach geeignetem Gelände für den Verein unterwegs waren – ist es zu verdanken, dass sie rechtzeitig diese Maßnahme erkannten („Da war doch sonst eine Hochspannungsleitung…“), sich umgehend mit dem Eigentümer einigten und sofort einen Zulassungsantrag stellten. Somit kamen wir einigen anderen Interessenten zuvor und partizipieren nunmehr von dem Hang, wenn dort z.B. Flugschulen Schnupperkurse abhalten. Leider ist es ein „Nordhang“, der nicht zu oft genutzt werden kann.

 

Unsere Philosophie besteht nicht darin, den Verein um jeden Preis wachsen lassen und so viele Mitglieder wie möglich werben zu müssen. Das würde auch unsere internen Angebotsmöglichkeiten überstrapazieren (zwei zugelassene Übungsgelände, zwei zugelassene Windengelände, eine Winde…). Aber selbstverständlich ist uns jeder willkommen und wir sind insgesamt jederzeit um alternative Möglichkeiten bemüht. So haben wir erst im Jahre 2006 einen Kooperationsvertrag mit den „Rhein-Mosel-Lahnern“ geschlossen, der beinhaltet, dass unsere Mitglieder die Angebote dieses großen Vereins zu den gleichen Bedingungen wie deren Mitglieder annehmen können. Umgekehrt gilt dies selbstverständlich auch. Andere Optionen werden weiter verfolgt. Besonders erfreulich ist der Zuwachs nunmehr auch von jüngeren, sehr talentierten· Gleitschirmfliegern (die Seniorenabteilung hätte sonst Überhand genommen).

 

In unserem Verein kommt jeder auf seine Kosten. Durch die individuell unterschiedlichen Aktivitäten werden von verschiedenen Mitgliedern verschiedene Möglichkeiten organisiert, jeder kann sich dort anschließen, wo seine Muse die größte Zustimmung findet. Das Angebot reicht von Flügen in der näheren Umgebung (Neckar, Mosel, Lahn) über Auslandsreisen (Frankreich, Türkei, Dänemark) und Alpenflügen (Deutschland, Österreich, Schweiz) bis zum Windenschlepp.

 

In die Türkei fliegen einige Vereinsmitglieder übrigens schon seit über 10 Jahren. L

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